Tag 0 – Innovation braucht Unterstützung…

… und Sie auch. 

Im allgemeinen leiden wir oft darunter, dass wichtige und gute Ideen im Alltag untergehen. Das gilt im Privaten und im Wirtschaftlichen. Im Rhythmus des Alltags mit seinen Anforderungen bleibt oft keine Zeit, und vor allem keine Aufmerksamkeit, für Anderes, für Abseitiges, für Verstörendes, für Wildes, für Wandel oder auch nur für Innovatives.

Heute ist Tag Null. Der Tag bevor alles losgeht. Ziel ist es heute, zu verhindern, dass die Übungen dieses Programms und die Aktivitäten, zu denen es anregen soll, ebenfalls im Alltag vergessen werden.  

Übung

  1. Suchen Sie in Ihrem Umfeld nach einer Patin oder einem Paten für die 8 Tage dieses Programms. Sehen Sie vielleicht nach jemandem um, den Sie als innovative einschätzen. Suchen Sie eine aufgeschlossene Patin oder einen aufgeschlossenen Paten in Ihrem beruflichen, schulischen oder privaten Umfeld. Die Offenheit für Innovation ist bei Ihrem Paten und bei Ihrer Patin wichtig, denn Sie wollen Unterstützung erfahren und nicht Ihren Paten bzw. Ihre Patin selbst überzeugen.  
  2. Bitten Sie die Patin oder den Paten Sie in regelmäßigen Abständen (vielleicht sogar täglich) nach Ihren Erfahrungen und Ihren Aktivitäten zu fragen. Nehmen Sie diese Gelegenheit dann immer auch dazu wahr, der Patin oder dem Paten von Ihren Erfahrungen, von Ihren Einsichten oder Ihren Ideen zu berichten.

Anmerkung

Sie brauchen nicht nur einen Paten bzw. eine Patin zur Unterstützung. Wir alles wissen, dass wir auch immer Merkhilfen brauchen. Vor allem dann, wenn unsere Tage eh schon voll und abwechslungsreich sind. Als Merkhilfe bietet sich ein Notizbuch an, das Sie zur Dokumentation Ihrer Übungen verwenden. Kritzeln Sie, skizzieren Sie und schreiben Sie, damit Sie sich später wieder an Ihre Ideen und Inspirationen erinnern.

Das Notizbuch sollte Ihr täglicher Begleiter werden. Legen Sie es auf Ihr Nachtkästchen. Sollten Sie nachts eine Eingebung haben, dann liegt es bereit, auf dass Sie diese nicht wieder vergessen! 


Warum ist Innovation eigentlich so wichtig?

Ein Blick auf die Realität von erfolgreichen Unternehmen zeigt, dass diese im Vergleich zu ihren Wettbewerbern in der Lage sind für ihre Kunden neue, bessere und/oder billigere Güter und Dienstleistungen anzubieten. Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hat damit eine relative Dimension, die sich im Vergleich zu ihren Wettbewerbern wiederfindet. Die Wettbewerbsfähigkeit besitzt aber auch eine absolute Dimension, die in der Existenz von Nachfrage für die neuen Güter oder Dienstleistungen zu sehen ist. 

In der jüngsten Vergangenheit hat die Rolle von Innovation für die erfolgreiche Führung von Unternehmen zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Die wachsende Bedeutung von Innovation kann an vier externen Entwicklungen verdeutlicht werden, die auf die betrieblichen Innovationsprozesse einwirken (Gerybadze 2004; Wheelwright, Clark, 1992): 

  1. Zunächst wird auf wissenschaftlicher und technologischer Seite kontinuierlich neues Wissen generiert, das neue Möglichkeiten für die unternehmerischen Innovationsprozesse schafft. 
  2. Nachfrageseitig zeigt sich eine zunehmende Veränderung der Kundenbedürfnisse und –anforderungen, die sich in der Nachfrage nach besseren und differenzierten Problemlösungen manifestiert. Dies geht in der Regel auch mit entsprechender Zahlungsbereitschaft der Kunden einher. 
  3. Wachsende Wettbewerbsintensität und zunehmende Globalisierung führen dazu, dass sich Unternehmen mittelfristig durch Innovationen differenzieren müssen. 
  4. Die Verkürzung der Produktlebenszyklen übt zusätzlich Druck auf die Innovationsaktivitäten von Unternehmen aus. 

Gesamtgesellschaftlich sind Innovationen immer dann wichtig, wenn Probleme auftreten, die mit unserem alten Verhalten nicht gelöst werden können, wenn wir also mit Situationen konfrontiert werden, die Neues erfordern. Beispiele dafür wären die Ausbreitung des Coronavirus, die Umweltbelastung, die wirtschaftliche Ungleichheit.

Fokussieren wir hier zunächst die Unternehmensebene. Mit erfolgreichen Innovationsaktivitäten wollen Unternehmen ihre nationale oder internationale Wettbewerbsfähigkeit vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen verbessern. Für Unternehmen ergeben sich aus erfolgreichen Innovationsaktivitäten nämlich eine Reihe von positiven Effekten:

  1. Zunächst erzielen erfolgreiche Innovatoren langfristig höhere Gewinne als ihre nicht innovativen Wettbewerber. Die positive Ertragssituation ist zudem unabhängiger von saisonalen, sektoralen oder konjunkturellen Schwankungen (Geroski et al.  1993). 
  2. Tendenziell verzeichnen innovative Unternehmen eine stärkere internationale Orientierung und damit höhere Exporte als nicht innovative Unternehmen (Bleany und Wakelin 2002). Für den Unternehmenserfolg in einer sich laufend stärker internationalisierenden Ökonomie ist deshalb die erfolgreiche Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen und die fortwährende Optimierung der Produktionsprozesse durch Prozessinnovationen unerlässlich. 
  3. Darüber hinaus zeigt sich, dass im Vergleich zu nicht innovativen Unternehmen die Unternehmen mit erfolgreichen Innovationsaktivitäten höhere Überlebenschancen aufweisen (Cefis und Marsili 2006). 
  4. Innovationsaktivitäten wirken sich auch auf die Kredit-Ratings von Unternehmen aus. Zudem weisen innovative Unternehmen im Vergleich zu ähnlichen nicht innovativen Unternehmen im Durchschnitt bessere Kredit-Ratings und eine höhere Marktkapitalisierung auf (Hall, 2000 bzw. Czarnitzki und Kraft, 2004).
  5. Erfolgreich innovierende Unternehmen verbessern damit auch das Image, das Kunden, Shareholder und Stakeholder vom Unternehmen haben (Kunz, Schmitt und Meyer 2011).

Diese messbaren Vorzüge sind die Folge davon, dass Innovationen unterschiedliche Mechanismen bereitstellen, um strategische Vorteile zu erschließen, diese sind in der Abbildung kurz skizziert.

Abbildung
MechanismusStrategischer VorteilBeispiel
Neuigkeitsgrad des Produktes (Gut oder Dienstleistung)Wettbewerber sind nicht in der Lage ähnliche Produkte auf den Markt zu bringenEinführung des weltweit ersten … Walkmans, Geschirrspülers, Telefons, …
Neuer ProduktionsprozessProduktion ist schneller, billiger, flexibler, sicherer als der WettbewerberPilkingtons Flachglas, Bessmerbirne zur Stahlherstellung, Online-Buchhandel, …
KomplexitätWettbewerber können die Komplexität der Problemstellungen nicht meisternRolls-Royce Flugzeugmotoren – nur wenige Wettbewerber beherrschen die Komplexität (Konstruktion und Material) moderner Flugzeugmotoren. 
SchutzrechteRechte schützen den Innovator vor Nachahmung, Nachahmung nur nach Lizenzzahlung Erfolgreiche Arzneimittel wie Zantac, Prozac, Viagra, … 
Erweiterung der WettbewerbsparameterVerschiebung der Wettbewerbsparameter von Preis zu Preis und Qualität, weiter zu Preis, Qualität und AuswahlJapanische Automobilhersteller, die systematisch auf Qualität und Auswahl setzen, ohne den Preiswettbewerb zu kompromittieren.
TimingFirst mover advantage -Vorteil mit einem Produkt als erster auf dem Markt zu sein, kann substanzielle Marktanteile bedeutenAmazon.com, Pampers, …
TimingFastfollower – second mover advantage, kann von den Fehlern des first mover lernen. Palm Pilot – Apple hatte mit dem Newton keinen Erfolg. Boeing hatte mit der 707 als second mover mehr Erfolg als der first mover de Havilland mit der Comet. 
Robustes DesignVariationen bestehender und Generationen von neuer Produkte können auf der Basis der dieses robusten Designs entwickelt werdenBoeing 737. Obwohl die Plattform bereits über 30 Jahre alt ist, wird sie immer noch für unterschiedliche Anwendungen adaptiert. Intel und AMD mit unterschiedlichen Varianten ihrer Mikroproz.familien.
Neukonfiguration von Teilen oder eines gesamten ProduktionsprozessesÜberdenken, wie Teile des Prozesses zusammenwirkenZara, Benetton bei Bekleidung, Dell bei Computern, Toyota beim Supply Chain Management, …
Übertragen von Ideen, Konzepten und Technologien auf neue BereicheBestehende Kompetenzen auf neuen Märkten / Anwendungsgebieten nutzenFischer nutzt Kompetenzen, die bei der Skiherstellung erworben wurden beim Bau von Flugzeugteilen durch FACC.

Quelle der Tabelle: Tidd et al. (2018) entlehnt, wobei die Beispiele der besseren Bekanntheit wegen weiterhin aus dem Bereich der Großunternehmen entnommen sind.